Nachtgeschichte

Eine Geschichte hat auch die Dresdner NACHT DER KIRCHEN. Sie beginnt im September 2001 mit einer Ideenskizze von Angelika Busse, beschäftigt beim Kunstdienst der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens. Ihre Ideenskizze war ein Auftakt: Vertreter der evangelisch-lutherischen wie der katholischen Kirche, sowie Vertreter des Stadtökumenekreises entwickelten gemeinsam danach, sowie nach Vorbildern in Halle und Berlin, das Dresdner Modell einer offenen Kirchennacht. Bis heute ist das Modell erfolgreich.

Hier die Gedanken von Angelika Busse:

„Dresden hat etwa 60 Kirchen. Das sind nicht nur Gotteshäuser, deren Kirchtürme in den Himmel zeigen; es sind nicht nur Kulturgüter, Zeugnisse und Baudenkmale aus den verschiedenen Epochen – in Dresden besonders aus der Zeit des Barock. Es sind auch Orte der Spiritualität und des christlichen Lebens, Orte der Begegnung für die Einwohner und Besucher dieser Stadt. Für die einen sind sie geografische Orte als Mittelpunkt ihres Stadtteils, die Orientierung geben im Häusermeer. Für andere sind sie Orte der Stille, der Einkehr, des Festes im Jahreskreis (Weihnachten, Ostern, Pfingsten) wie im Lebenskreis (Taufe, Konfirmation, Trauung, Trauerfeier). Sie werden auch als Orte der Kultur für Konzerte und gelegentlich für Theateraufführungen angenommen.

Doch ihr ureigenes Sein stammt aus dem Glauben, dass hier der Ort ist, wo Gott wohnt, ein Ort der liturgischen Handlung, der Ort, wo die Feier des Gottesdienstes stattfindet. So sind sie der Mittelpunkt für die gläubige Gemeinde. Deshalb wurden sie besonders gestaltet und sind der Ort, wo die liturgischen Gegenstände aufbewahrt werden. Kirchen können auch Zufluchtsorte sein und – wenn auch kurzfristig – als Beherbergungsstätte dienen (Kirchenasyl und Nachtcafé).

Um das alles den Menschen einer Stadt wieder deutlich zu machen, könnte eine „Nacht der Kirchen" dienen. Einen langen Sonnabend- oder Freitagabend im Juni kann ich mir als geeignet vorstellen. Alle Kirchen – in ökumenischer Vielfalt – von der Katholischen Hofkirche über die Russisch-Orthodoxe Kirche des Heiligen Simeon vom Wunderbaren Berge, der Reformierten Gemeinde im ehemaligen Kanonenhof, der neu erbauten Synagoge bis zur Kreuz- und Frauenkirche – sollten dann einladend offen sein für alle Besucher. Für Christen und Gläubige, die zu Hause sind in diesen Gotteshäusern, wie für Menschen, die Kirchen nur von außen kennen. Beide Menschengruppen sollten sich angesprochen und eingeladen fühlen.

Ein breites Spektrum von Angeboten, zeitlich gestaffelt, könnte Lust machen, die Kirchenräume der eigenen Stadt zu entdecken, oder von Kirche zu Kirche zu pilgern. Ich stelle mir Andachten, Meditationen, Musik, Gespräche vor, aber auch Führungen, Ausstellungen zur Geschichte der Kirche, zum Stadtteil, oder mit KünstlerInnen gestaltet. Auch darin lassen sich Ansatzpunkte für Gesprächsmöglichkeiten gut finden. Auf einige Türme lohnt es sich zu klettern. Ich glaube, da findet auch jede Kirchgemeinde genug eigene Ideen.

Solche Stunden können ein Erlebnis, aber auch ein „Schnupperangebot" sein. Vielleicht macht es Menschen neugierig, was aus der Kirche geworden ist, in der sie vor vielen Jahren getauft wurden. Gemeindeinformationen können zu weiterem Besuch der Kirche einladen.

Und wenn das Freude macht und angenommen wird, so kann sich eine solche „Nacht der Kirchen" fest in den Kalender der Stadt einprägen wie die „Nacht der Museen", der „Tag des offenen Denkmals" oder Stadtteilfeste."